Schwerpunktthema 2022

CO2e-Berechnung pro Produkt: Uelzena eG setzt auf integrierte Energie- und Umweltrechnung

Die Uelzena eG hat sich das Ziel gesetzt, ihre Treibhausgasemissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu senken. Um dieses Vorhaben erfolgreich umzusetzen, hat das Unternehmen die Entwicklung einer integrierten Energie- und Umweltrechnung vorangetrieben. Diese neue Herangehensweise ermöglicht es der Uelzena eG, ihren CO2e-Fußabdruck genau zu erfassen und gezielte Maßnahmen zur Reduktion der Emissionen abzuleiten.

Nachhaltigkeit als zentrale Herausforderung für Molkereien

Auch Molkereien stehen vor der Aufgabe, ihre Nachhaltigkeitsstrategien zu überdenken und weiterzuentwickeln, um den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden. Die steigende Bedeutung von Umweltthemen und die wachsende Nachfrage der Kunden nach Transparenz und Nachhaltigkeit haben Uelzena dazu veranlasst, eine Methodik zur Messung des CO₂-Äquivalente (CO₂e)-Fußabdrucks pro Produkt und Artikel zu entwickeln. Bereits seit 2014 werden CO₂e -Emissionen in der Produktion erfasst, jedoch war eine detailliertere Betrachtung der CO₂e -Emissionen pro Produkt bisher nicht möglich. Dabei erweist sich der Blick auf den vorgelagerten Bereich der Produktion als entscheidend, da hier potenzielle Emissionsquellen identifiziert und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden können.

Die Uelzena-Gruppe hat sich diesem Thema frühzeitig angenommen und erkannt, dass eine ganzheitliche Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette unerlässlich ist. Um die Treibhausgasemissionen entlang dieser Kette zu senken, bedarf es einer genauen Analyse und Erfassung der Emissionen in jedem einzelnen Schritt. Dabei spielen sowohl die direkten Emissionen, die in den Produktionsstätten entstehen, als auch die indirekten Emissionen aus vor- und nachgelagerten Bereichen eine Rolle.

TÜV-zertifizierte Methodik für die CO2e-Berechnung

Um den steigenden Anforderungen und Nachfragen zukünftig gerecht zu werden, hat die Uelzena eG in Zusammenarbeit mit der GKC Dairy and Food Consulting AG auf Grundlage der Branchensoftware FELIX® eine auf das Unternehmen und die Bedürfnisse zugeschnittene Lösung entwickelt, die Integrierte Energie- und Umweltrechnung.

Die Konzeptionsphase der integrierten Energie- und Umweltkostenrechnung begann bereits im Jahr 2019, die Implementierung am Hauptstandort in Uelzen war im Mai 2021, der Roll-out auf die weiteren Standorte Ende 2021. Zeitgleich wurde eine TÜV-Zertifizierung angestrebt. Seit September 2022 ist die Methodik der Integrierten Energie- und Umweltrechnung offiziell zertifiziert. Das Projekt wurde zunächst ohne zeitlichen Druck begonnen, ist dann aber aufgrund der eigenen Motivation, steigender Bedeutung von Umweltaspekten sowie Kundennachfragen schneller als geplant umgesetzt worden. Timo Klabunde, der Projektverantwortliche und Leiter Controlling bei Uelzena, betont die Bedeutung dieser Entwicklung: "Die integrierte Energie- und Umweltrechnung ist ein Meilenstein für uns auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Produktion."

Für die Entwicklung der Methodik nutzte Uelzena ihre vorhandene Controlling-Software und arbeitete eng mit einem externen Berater zusammen, um die Methodik in die bestehende (Prozess-/Primär-)Kostenrechnung zu integrieren. Statt des Euro-Betrags pro Kilogramm Produkt wird zusätzlich der CO₂e -Wert pro Kilogramm Produkt ermittelt. Insgesamt kann Uelzena nun den CO₂e -Wert von mehr als 800 Artikeln pro Kilogramm Produkt errechnen.

Die Methodik basiert auf den internationalen Standards der ISO 14040:2021-02 und ISO 14044:2021-02 sowie den branchenspezifischen Empfehlungen des International Dairy Federation (IDF) und der European Dairy Association (EDA). Sie bietet der Uelzena eG eine solide Grundlage für die Ermittlung des CO₂e -Fußabdrucks pro Artikel und die Identifizierung von Optimierungspotenzialen.

Ein eigens entwickeltes Methodenhandbuch soll Orientierung bieten und legt den Rahmen für die Erfassung und Bewertung fest. Angelehnt an die ISO-Normen beschreibt es detailliert die einzelnen Schritte der Energie- und Umweltkostenrechnung und unterstützt somit bei der Umsetzung der Ökobilanzrechnung. Dabei wird der Aufbau einer Ökobilanz-Studie detailliert beschrieben, methodische Anforderungen aufgezeigt sowie praktische Hinweise und Arbeitsanweisungen gegeben, um die konsistente Anwendung der Methode sicherzustellen. Die Erarbeitung dieses Handbuchs erfolgte in enger Zusammenarbeit mit internen Experten sowie externen Beratern, um sicherzustellen, dass die Methodik den spezifischen Anforderungen der Uelzena entspricht.

CO₂e-Reduktion durch integrierte Energie- und Umweltrechnung

Die Implementierung der integrierten Energie- und Umweltkostenrechnung bei Uelzena eG ist bereits in vollem Gange. Es wurden umfangreiche Daten erhoben, um den CO₂e -Fußabdruck für verschiedene Produkte und Artikel zu berechnen. Dabei werden nicht nur die direkten Emissionen aus der Verarbeitung erfasst, sondern auch indirekte Emissionen aus der Beschaffung von Rohstoffen wie Kakao und Zucker. Uelzena hat sich vorerst jedoch dazu entschieden, die Distribution und den Versand nicht in die Betrachtung einzubeziehen, um den Fokus auf den eigenen Produktionsbereich zu legen und gezielte CO₂e -Einsparungen zu ermöglichen.

Um Emissionsfaktoren für verschiedene Bestandteile der Produkte wie Aroma, Kakao oder Zucker bereitzustellen, nutzen wir Daten aus der EcoInvent-Datenbank. Die berechneten CO₂e -Werte pro Kilogramm Aroma oder Kakao berücksichtigen die Herkunft aus verschiedenen Ländern. Die Betrachtung umfasst die vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette, endet jedoch am Werkstor ohne Einbeziehung von Distribution und Versand an Kunden. In der vorgelagerten Wertschöpfungskette, insbesondere auf Hofebene, streben wir an, die Datenbasis zu verfeinern und spezifischere Informationen von unseren eigenen Milcherzeugern zu erheben. Derzeit basieren die Datenberechnungen auf dem IFEU-Wert von 2014, der den Durchschnitt Deutschlands abbildet. Durch ein gemeinsames Projekt mit der Landwirtschaftskammer, die „systematische Klimabilanzierung“, möchten wir die tatsächlichen Werte unserer Milcherzeuger erfassen. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass unsere regionalen Erzeuger besser abschneiden als der Durchschnitt Deutschlands.

„Die Vielfalt der Kundenanfragen mit verschiedenen Systemen und Fragebögen sowie die Uneinigkeit bei den CO₂e -Berechnungsmethoden führen zu Schwierigkeiten und unterschiedlichen Angaben der CO₂e -Werte für Milchprodukte. Das Ziel ist es, eine einheitliche Klimabilanzierung für die Milchwirtschaft zu etablieren.“

Timo Klabunde, Leiter Controlling, Uelzena eG

Bewusstsein schaffen

Ein wichtiger Aspekt bei der Umsetzung des Programms ist die Sensibilisierung für das Thema auf Kundenseite sowie auch im eigenen Unternehmen. Uelzena legt großen Wert darauf, dass alle Mitarbeitenden die Bedeutung des Programms verstehen und aktiv zur Reduktion der Treibhausgasemissionen beitragen können. Durch Schulungen und regelmäßige Kommunikation wird das Bewusstsein für Nachhaltigkeit gestärkt und das Engagement aller Beteiligten gefördert. Zusätzlich wurde eine spezielle Präsentation für den Vertrieb erstellt, um Kunden wichtige Informationen zugänglich zu machen.

Für die Zukunft plant Uelzena die kontinuierliche Weiterentwicklung der Methodik sowie die Erweiterung des Programms auf weitere Umweltaspekte. Zudem strebt das Unternehmen eine verstärkte Zusammenarbeit mit Lieferanten an, um gemeinsam an der Reduzierung von CO₂e -Emissionen entlang der Wertschöpfungskette zu arbeiten.

Die Ergebnisse der integrierten Energie- und Umweltrechnung werden regelmäßig ausgewertet und zukünftig in den Nachhaltigkeitsbericht der Uelzena eG einfließen. Damit bietet das Unternehmen seinen Kunden, Mitarbeitenden und der gesamten Milchwirtschaft eine transparente Darstellung seiner Anstrengungen zur Steigerung der Nachhaltigkeit.

Neue Impulse für die Milchwirtschaft

Mit der Implementierung der integrierten Energie- und Umweltrechnung hat die Uelzena eG einen wichtigen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit unternommen. Das Unternehmen zeigt damit, dass es seine Verantwortung ernst nimmt und aktiv an der Reduktion von Treibhausgasemissionen mitwirkt. Die Milchwirtschaft insgesamt profitiert von diesen Bemühungen, da sie Impulse für eine umweltfreundlichere Produktion setzt und Unternehmen motiviert, die gerade erst beginnen.

Uelzena arbeitet derzeit eng mit anderen Akteuren zusammen, um eine einheitliche und branchenspezifische Methodik zu etablieren. Zudem plant das Unternehmen ein Kooperationsprojekt zur systematischen Klimabilanzierung mit anderen Molkereien und der Landwirtschaftskammer, um gezielt die Datenerfassung auf Hofebene zu unterstützen.

 

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