Besser wissen, besser machen
Die Ergebnisse aus der ersten Befragung zum Nachhaltigkeitsmodul Milch liegen der Uelzena eG vor – und erlauben einen zwar vorläufigen, aber konstruktiven Blick auf die Nachhaltigkeitsleistung der Milcherzeuger. Auf Basis dieser Erkenntnisse baut das Unternehmen einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess auf.
Die Uelzena eG und ihre Mitgliedsmolkereien beteiligen sich an dem dreijährigen Pilotprojekt des Nachhaltigkeitsmoduls Milch von 2017 bis 2020. Ungefähr zur Projekthalbzeit hat das federführende Thünen-Institut erste Ergebnisse aus der Datenerhebung veröffentlicht, an der bis dahin bundesweit knapp 5000 Landwirte von 21 Molkereien teilgenommen hatten.
Parallel übermittelte das Thünen-Institut den teilnehmenden Molkereien jeweils einen Zwischenbericht, der die bisherigen Antworten der Landwirte pro Molkerei zusammenfasst. Auch die Uelzena eG hat einen solchen Bericht erhalten. Er zeigt die Ergebnisse aus der ersten Befragungsrunde und offenbart viele gute Nachhaltigkeitsleistungen der Milcherzeuger der Uelzena eG. Zugleich werden aber auch Verbesserungspotentiale erkennbar. Vereinzelt erscheinen zudem einige Ergebnisse und die zugrundeliegenden Fragen nicht plausibel, die nun gemeinsam mit dem Thünen-Institut diskutiert und verbessert werden sollen.
Datenbasis: 43 Prozent machen bereits mit
Erfasst wurden bislang 330 Milcherzeuger von fünf Mitgliedsmolkereien der Uelzena-Gruppe – dies entspricht rund 43 Prozent ihrer Milcherzeuger. Da zur Projekthalbzeit noch nicht alle Höfe befragt worden sind, erlaubt der Zwischenstand nur einen ersten Eindruck über die Nachhaltigkeitsleistung der Uelzena eG. Doch das Unternehmen nutzt dieses Wissen bereits: Es wurde ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) aufgebaut, und dafür wurden insbesondere die schlechten Ergebnisse als Ausgangspunkt für künftige Verbesserungsmaßnahmen herangezogen.
Positive Uelzena-Ergebnisse: Tierwohl, Klimaschutz, Zukunftsinvestitionen
Gute Noten für unsere Landwirte beim Thema Tierwohl: Ein Großteil der Kühe (92 Prozent) ist in modernen Liegeboxen-Laufställen untergebracht, in denen die Tiere genügend Platz zum Laufen, Fressen und Liegen haben. Die vorherrschende Haltungsart ist die Laufstallhaltung in Kombination mit Weidegängen. In 94 Prozent der Ställe ist das Kuh-Fressplatz-Verhältnis in einem guten (22 Prozent) oder in einem besonders guten (72 Prozent) Bereich. Fast gar nicht verbreitet ist die Anbindehaltung: Nur 2 Prozent von Uelzenas Milcherzeugern binden ihre Kühe in Ställen an – und das auch nicht ganzjährig, sondern in Verbindung mit Weidegängen. Ohnehin ist dies eine Haltungsform, die durch den Strukturwandel weiter an Bedeutung verlieren wird.
Pluspunkte für den Klimaschutz: 57 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe erzeugen bereits heute erneuerbare Energien im eigenen Betrieb oder sind an einer Gemeinschaftsanlage beteiligt. Auf diesem guten Ergebnis will sich die Uelzena-Gruppe jedoch nicht ausruhen, wir verfolgen weitere Ansätze zur CO2-Reduktion. Einer davon: die Verringerung der Methan-Emissionen der Kühe, also der naturbedingten Treibhausgas-Emissionen. Ein vielversprechender Ansatz dabei ist ein neu entwickelter Futterzusatz, mit dem sich die Methan-Emissionen bei der enterogenen Fermentation (dem Verdauungsvorgang) um 30 Prozent senken lassen sollen. Noch befindet sich der Futterzusatz allerdings in der Zulassungsphase.
Starke Investitionen: Die große Mehrheit der Betriebe (85 Prozent) investiert in ihre Modernisierung – was als ein Ausdruck für das Vertrauen in den eigenen wirtschaftlichen Erfolg gewertet werden kann. Damit setzt sich ein langfristiger Trend fort, der schon seit Jahrzehnten zu beobachten ist: Die Herden je Hof werden größer und die Betriebe arbeiten effizienter, was insgesamt zu einer stetig steigenden Milcherzeugung führt – trotz anhaltender Hofaufgaben (drei bis vier Prozent pro Jahr).
„Nachhaltige Landwirtschaft ist und muss selbstverständlich sein. Durch die Fragebogen-Aktion besteht die Möglichkeit, dieses nachhaltige Wirtschaften zu dokumentieren und somit für Dritte nachvollziehbar zu machen und auszuwerten.“
Bertram Scholz, Milchlieferant, Bad Bodenteich
HERDENGRÖSSE DER BETRIEBE

Uelzena-Themen mit Verbesserungspotenzial: Antibiotika, Wirtschaftslage, Nährstoffe
Problematischer Umgang mit Antibiotika: 61 Prozent der Betriebe haben kein gezieltes Vorgehen bei der Anwendung von antibiotischen Trockenstellern. Trockenstellen bedeutet, die Laktation zu beenden, also die Zeit der Milchgewinnung. Die Trockenstehphase birgt ein großes Risiko für eine Neuinfektion mit Mastitis (Euterentzündung), weshalb viele Milcherzeuger vorbeugend Antibiotika einsetzen. Außerdem setzen 19 Prozent der Betriebe bei Eutererkrankungen Antibiotika ohne Antibiogramm ein. Antibiogramme sind Labortests, um die Empfindlichkeit beziehungsweise Resistenz von Krankheitserregern gegenüber Antibiotika zu bestimmen. Die Uelzena eG plant mit einer Reihe von Informations- und Schulungsveranstaltungen zu Themen rund um das Tierwohl und die Beurteilung der Tiergesundheit, ihre Milcherzeuger zu sensibilisieren und Verbesserungen anzuregen.
Wirtschaftliche Lage wurde 2017 als schwierig empfunden: Rund 65 Prozent der Höfe haben zum Zeitpunkt der Befragung angegeben, mit dem Betriebszweig Milch in wirtschaftlicher Hinsicht unzufrieden zu sein. Diese negative Bewertung ist den vorangegangenen, ungünstigen Wirtschaftsjahren geschuldet: In den Jahren 2015 und 2016 lag das Milchgeld unter 30 Cent pro Kilogramm, in den Jahren davor zwischen 32 und über 37 Cent pro Kilogramm. Es gibt immer wieder auch größere Milchpreisschwankungen, denen sich weder der Markt noch die Uelzena-Gruppe entziehen kann. Die Uelzena eG wird gemeinsam mit den Mitgliedern diskutieren, welchen Beitrag die Molkerei zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation in der Milcherzeugung – neben einem wettbewerbsfähigen Milchgeld – zusätzlich leisten kann.
Nährstoffmanagement unter Beobachtung: Wie auch bei den bundesweiten Ergebnissen ist das Nährstoffmanagement ein Bereich mit größerem Verbesserungspotenzial: 32 Prozent der Betriebe sagen, dass sie ein unausgeglichenes N-Saldo (Stickstoffsaldo) haben. Und knapp ein Viertel (23 Prozent) lassen ihre Gülle nicht hinsichtlich ihrer Nährstoffe (N, P und K) analysieren – bundesweit ist es sogar fast die Hälfte (47 Prozent). Zudem berücksichtigen 39 Prozent der Betriebe nicht den Rohproteingehalt (XP) bei ihrer Düngeplanung. Die Uelzena eG wird beobachten, wie sich die seit Mai 2017 gültige, verschärfte Düngemittelverordnung auswirkt und ob sich die Werte künftig verbessern.
Ziel: Datenbasis ausbauen
Um die Datenbasis weiter auszubauen, wird die freiwillige Befragung innerhalb der Uelzena-Molkereien noch bis Mitte 2019 weiter beworben. In der zweiten Jahreshälfte 2019 wird dann die Auswertung der Erstbefragung überarbeitet. Von Mitte 2020 bis Anfang 2021 sollen die Erhebung und die Auswertung wiederholt werden, um Veränderungen sichtbar zu machen, die durch die Milcherzeuger alleine oder durch unterstützende Maßnahmen der Uelzena-Gruppe erreicht werden.
„Alle Beteiligten hatten bei den Milcherzeugern viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Für zusätzliche Akzeptanz wird eine betriebsindividuelle Auswertung sorgen.“
Volker Suderburg, Leiter Milchmanagement, Uelzena
ALLGEMEINE ANGABEN ZU DEN 330 BEFRAGTEN BETRIEBEN
Durchschnittliche Anzahl Milchkühe | 142 Kühe |
Anzahl der Betriebe mit Schwerpunkt Milchproduktion | 85 % |
Anteil der Betriebe, die überwiegend eigene Tiere zur Nachzucht einsetzen | 97 % |
Anteil Haupterwerbsbetriebe | 99 % |
Durchschnittsalter der Betriebsleiter | 48 |
Durchschnittliche Flächenausstattung: landwirtschaftlich genutzte Fläche | 241 Hektar |
Durchschnittlicher Grünlandanteil an der landwirtschaftlich genutzten Fläche | 47 % |