Weiterhin auf Kurs
Die Geschäftsentwicklung der Uelzena-Gruppe wurde im Berichtsjahr 2020 maßgeblich durch die Corona-Pandemie beeinflusst. Erfreulicherweise konnten die Rohstoffverarbeitung und die Produktion seit Pandemiebeginn aufrechterhalten werden. Der operative Gewinn und die Milchgeldauszahlung erreichten jedoch nicht die Vorjahreswerte – auch zum wirtschaftlichen Nachteil der Milcherzeuger. Doch trotz der erschwerten Rahmenbedingungen wurde der Kurs gehalten und die geplanten strategischen Maßnahmen umgesetzt.
Herausforderungen für alle
Das Geschäftsjahr 2020 war für alle Unternehmensbereiche mit großen Herausforderungen verbunden. In wirtschaftlicher Hinsicht war die Jahresplanung bereits mit dem ersten Lockdown hinfällig. Die Preise von Magermilchpulver und Käse verschlechterten sich bei ohnehin nicht guter Ausgangslage und der Geschäftsbereich Instantgetränke verzeichnete nach Jahren des Wachstums einen regelrechten Einbruch. Die insbesondere zu Beginn der Pandemie schwierige Marktsituation mit stark schwankenden Rohstoffpreisen führte zu einem Umsatzrückgang von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unser Konzern erzielte im Berichtsjahr einen Umsatz von 670 Millionen Euro und konnte damit nicht an das erfolgreiche Vorjahr anknüpfen.
Rückläufige Milchauszahlungsleistung
Das übergeordnete Ziel von Uelzena als Genossenschaft ist die Erwirtschaftung eines nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Milchauszahlungspreises für die Milchlieferanten. Dies ist im Krisenjahr 2020 nicht ausreichend gelungen. Trotz Maßnahmen zur Verbesserung der Auszahlungsleistung, wie Kosteneinsparungen und einer Reduzierung des Ergebnisziels, betrug die durchschnittliche Auszahlung 31,57 Cent je Kilogramm Rohmilch und lag somit 2,22 Cent unter dem Vorjahr. Der geringere Milchauszahlungspreis führte in Kombination mit gestiegenen Betriebsmittelkosten sowie erhöhten Umweltauflagen zu einer anhaltend angespannten wirtschaftlichen Situation auf den Milcherzeugerbetrieben.
Uelzena beteiligt sich an der „Initiative Milch“ zur gemeinschaftlichen Branchenkommunikation mit dem Ziel, die Wertschöpfung der Milch zu sichern und auszubauen. Zudem werden Investitionen in die Zukunft weiter vorangetrieben, damit die Uelzena-Gruppe langfristig erfolgreich am Markt agieren und damit zur Existenzsicherung der Milchviehbetriebe beitragen kann.
Erweiterung der Kapazitäten
Rund eineinhalb Jahre Bauzeit von den ersten Geländearbeiten bis zur Übergabe der fertigen und getesteten Anlage an die Produktion – das ist der Zeitplan für den im Jahr 2020 begonnenen Bau der neuen Sprühtrocknungsanlage am Standort Uelzen. Die hochmoderne Anlage ist spezialisiert auf die Sprühtrocknung von Vitaminen und Mineralstoffen sowie bestimmten Zutaten nach höchsten Qualitätsanforderungen. „High Care“ ist daher die oberste Prämisse für die Gestaltung und Ausstattung des neuen Sprühtrocknungswerkes für den Geschäftsbereich Lohntrocknung. Dazu zählen beispielsweise ein strenges Hygienezonen-Konzept mit Hygieneschleusen zur Trennung der verschiedenen Bereiche sowie ausgearbeitete Reinigungskonzepte mit separaten Wasch- und Trocknungsräumen für die Reinigung von Anlagenteilen. Auch energetisch wird die Anlage neuesten Standards entsprechen und eine nachhaltige ressourcenschonende Produktion ermöglichen. Über eine Brücke mit automatischer Förderstrecke erfolgt der Anschluss an das 2019 in Betrieb genommene vollautomatisierte Hochregallager. Um die voll ausgelasteten Sprühtrocknungstürme am Standort Uelzen zu entlasten, wurden zudem am Standort Ratzeburg die Kapazitäten im Instantgetränkebereich erweitert. Durch die Installation einer Agglomerationsanlage, zur Herstellung von schnell löslichen und lockeren Pulverprodukten, ist das Leistungspotential damit deutlich verbessert.
„Durch den Bau der neuen Sprühtrocknungsanlage können wir zukünftig den steigenden Bedarf unserer Kunden nach technologisch und hygienisch anspruchsvollen Produkten voll umfänglich erfüllen. Diese Investitionsentscheidung soll dazu beitragen, die guten Unternehmensergebnisse der letzten Jahre weiter auszubauen."
Jörn Dwehus, Hauptgeschäftsführer, Uelzena
Partnerschaft für Produktvielfalt und Innovationskraft
Die Uelzena eG beteiligte sich im Berichtsjahr mit 50 % an der Biohealth International GmbH (BHI) in Münchberg und hat ihren Geschäftsbereich nutrineo-health food solutions (nutrineo) in das gemeinsame Unternehmen eingebracht. Mit diesem Schritt wollen die Partner künftig als Lohnhersteller für Markenartikler und den Handel mit einem breiten Spektrum an Produktlösungen gemeinsam den Markt für Nahrungsergänzungsmittel, Sportlernahrung und diätetische Lebensmittel bearbeiten. BHI und nutrineo verfolgen mit dem Joint Venture das klare gemeinsame Ziel, die Position als einer der führenden Anbieter im Private-Label-Gesundheitsmarkt weiter auszubauen. Die Produktionskompetenz und das hohe Qualitätsverständnis von Uelzena/nutrineo ergänzen ideal die Flexibilität und das breite Produktportfolio von BHI.
Ausblick 2021
Auch im Jahr 2021 wird die Corona-Pandemie weiterhin die Geschäftsentwicklung der Uelzena beeinflussen. Die strategischen Projekte zur Absicherung der Zukunftsfähigkeit der Gruppe werden trotzdem vorangetrieben. Mit der Investition in Produktionsanlagen sowie der Erweiterung des Produktspektrums ist Uelzena für die Zukunft gewappnet. Ziel ist es, an die erfolgreiche Geschäftsentwicklung vor dem Ausbruch des Coronavirus anzuknüpfen und für die Milcherzeuger ein wettbewerbsfähiges Milchgeld zu erwirtschaften.
Kontext: Warum die Uelzena-Gruppe eine nachhaltige Unternehmensstrategie benötigt
Die zentrale wirtschaftliche Herausforderung für die Uelzena-Gruppe als Molkerei sind die stark schwankenden Preise für ihre Hauptprodukte Milchpulver, Butter und Käse – in nationalen und internationalen Märkten. Dieser Herausforderung begegnet die Unternehmensgruppe mit einer Strategie der Diversifizierung und Differenzierung. Das vorrangige Ziel dabei ist, die Milchpreisschwankungen auszugleichen und den Landwirten einen wettbewerbsfähigen Milchpreis zu zahlen.
Vom geschäftlichen Erfolg der Uelzena-Gruppe hängt vieles ab: neben dem Auszahlungspreis für die Mitglieder auch die Mitarbeiterlöhne, Investitionen und Steuern. Deshalb hat das Unternehmen eine Verantwortung, die Leistungsfähigkeit als Betrieb langfristig zu erhalten und auszubauen – und investiert kontinuierlich in die eigene Zukunftsfähigkeit.
Die Uelzena-Gruppe ist ein mittelgroßes genossenschaftliches Unternehmen mit rund 780 Mitarbeitern, einem Konzernumsatz von 670 Millionen Euro, einer Verarbeitung von knapp 773 Millionen Kilogramm flüssigen Milchrohstoffen, davon 686 Millionen Kilogramm Rohmilch und vier Produktionsstandorten in Norddeutschland. Der Geschäftszweck der Uelzena-Gruppe besteht in der Förderung der Mitgliedsgenossenschaften und deren Milcherzeuger. Siehe auch: Unternehmensprofil
Unser Management-Ansatz: Unternehmen
Im Handlungsfeld Unternehmen liegt der Hauptfokus auf der wirtschaftlichen Leistung. Die Grundlage für ihren Geschäftserfolg schafft die Uelzena-Gruppe durch systematische Planung und Arbeit. Unterstützt wird sie dabei von verschiedenen Management-Systemen und Prozessen, etwa der strategischen Mehrjahresplanung, dem Risikomanagement und dem Führen mit Zielen.
Die Unternehmensführung formuliert langfristige Ziele, plant Maßnahmen zu deren Realisierung und kontrolliert die Wirksamkeit. Normen und Standards werden ständig weiterentwickelt und bedürfen Anpassungen im Unternehmensmanagement.
Unsere nachhaltige Unternehmensstrategie – Ziele und Maßnahmen im Überblick
Unternehmensziele
- Die Uelzena-Gruppe will für ihre Mitglieder ein wettbewerbsfähiges Milchgeld erwirtschaften und ihnen Abnahmesicherheit bieten.
- Nicht kurzfristige Gewinne sind das Ziel, sondern dauerhaft gute Unternehmensergebnisse.
- Die Selbstständigkeit als Unternehmensgruppe soll langfristig erhalten bleiben.
Sichere Mengenabnahme
Die Uelzena-Gruppe ist gegenüber ihren Mitgliedern verpflichtet, deren Milch komplett und zuverlässig abzunehmen. Dieser Pflicht kommt das Unternehmen jedes Jahr erneut zu hundert Prozent nach. Das gelingt, indem gezielt dafür gesorgt wird, dass die Verarbeitungskapazitäten und Absatzmöglichkeiten – also Zugänge zu Kunden – stets im Einklang mit der Milchrohstoffanlieferung der Mitglieder stehen. Dafür wurde ein mittelfristiger Strategie- und Investitionsplan (Mehrjahresinvestitionsplan) für die gesamte Uelzena-Gruppe erarbeitet – unter Einbeziehung aller Geschäftsbereiche, Werksstandorte und Führungskräfte. Dieser beinhaltet die Weiterentwicklung und Modernisierung der Konzernstandorte und der einzelnen Geschäftsfelder.
Ausbalancierte Verwendung finanzieller Ressourcen
Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit drückt sich in der Fähigkeit aus, angemessene Umsatzerlöse an den Märkten zu erzielen und kostenbewusst zu wirtschaften. Die erzielten Umsatzerlöse ermöglichen es, den Mitgliedsbetrieben und deren Milcherzeugern einen wettbewerbsfähigen Milchpreis auszuzahlen (Materialaufwand) und zugleich aus den Überschüssen die Eigenkapitalbasis zu stärken. Eine gute Ausstattung mit ausreichend eigenem Kapital ist wichtig, da die Uelzena-Gruppe sonst bei wachsendem Kapitalbedarf – etwa für Investitionen – überproportional stark auf Fremdfinanzierungen angewiesen wäre. Zudem dient Eigenkapital als Puffer in schwierigen Marktsituationen.
Diversifizierung
Durch Diversifizierung schafft die Uelzena-Gruppe mehrere Ertragssäulen, um angemessene Ergebnisse zu erwirtschaften. Ungünstige Marktpreis- oder Absatzentwicklungen in einzelnen Geschäftsbereichen und Produktfeldern können so besser ausgeglichen werden. Damit sinkt das geschäftliche Risiko für das Unternehmen und seine Mitgliedsbetriebe.
Differenzierung
Bei Produkten und Dienstleistungen ist die Uelzena-Gruppe ein leistungsfähiger Partner ihrer Kunden. Zuverlässig kümmert sich die Unternehmensgruppe um die Anforderungen anspruchsvoller Kunden und Marktsegmente. So werden für die Kunden Mehrwerte sowie die Basis für eine meist jahrelange Partnerschaft geschaffen – eine signifikante Differenz im Wettbewerb.
Strategie- und Management-Systeme
Die Uelzena-Gruppe hat verschiedene Management-Systeme eingerichtet, um eine gute Führung und Steuerung des Unternehmens sicherzustellen. Für bestimmte Aufgaben gibt es klar definierte Arbeitsanweisungen, Vorgehensweisen, Zuständigkeiten und Prozessbeschreibungen:
- Strategie- und Nachhaltigkeitsprozess
- systematisches Risiko- und Krisenmanagement
- Qualitätsmanagement auf Basis von ISO 9001 und ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess
- Energiemanagement auf Basis von ISO 50001
- Team für Arbeitssicherheit, das Unfälle überprüft und Verbesserungsmaßnahmen ergreift
- IT-Systeme-Prüfungen auf Datenschutz und Datensicherheit
- Compliance-Beauftragter, der Hinweise zu Verstößen gegen den Verhaltenskodex entgegennimmt, prüft und gegebenenfalls Maßnahmen einleitet.