Schwerpunktthema 2019

Klimawandel: Herausforderungen für die Milcherzeugung

Der Klimawandel stellt die Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Die Milcherzeugung ist vom Klimawandel in doppelter Hinsicht betroffen. Zum einen sind die Milcherzeuger von den Auswirkungen des Klimawandels, wie der zunehmenden Trockenheit, betroffen, zum anderen können sie einen Beitrag zu der Reduktion von Treibhausgasen und somit zur Erreichung der Klimaziele leisten.

.Die Europäische Kommission verkündete 2019 den „European Green Deal“ und damit verbindliche Ziele zur Reduktion von CO2. Ziel ist ein klimaneutrales Europa bis 2050. Die neue Landwirtschaftsstrategie „Farm to Fork“, auch unter „Vom Hof auf den Tisch“ bekannt, zielt auf ein „grünes und gesünderes“ Agrarsystem ab. Dazu gehören auch Pläne, den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln, Düngemitteln und Antibiotika deutlich zu reduzieren.

Klimaschutz – verbindliche Ziele für die Landwirtschaft

Um die Klimaziele zu erreichen, hat die Bundesregierung 2019 ihr sogenanntes Klimaschutzprogramm 2030 auf den Weg gebracht. Grundlage ist die Verpflichtung nach dem Übereinkommen von Paris, den Anstieg der Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C und möglichst auf 1,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Eckpunkte sind eine Bepreisung des klimaschädlichen CO2 sowie Fördermaßnahmen und gesetzliche Standards für mehr Innovationen und Investitionen. Bis 2030 will Deutschland die Treibhausgasemissionen allgemein um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 senken. Für die Landwirtschaft ist im Klimaschutzplan eine Verringerung um 31–34 Prozent vorgesehen. Der Landwirtschaftssektor darf ab 2030 also höchstens 61 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr emittieren.

.Auswirkungen des Klimawandels auf die Milcherzeugung

Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft sind beträchtlich. Seit 1961 wurden immer mehr heiße Tage mit Temperaturen über 30 °C gemessen. Der Deutsche Wetterdienst geht davon aus, dass sich die Anzahl der heißen Sommertage bis 2099 vervierfachen kann. Der jährliche Beginn des Pflanzenwachstums verschiebt sich kontinuierlich nach vorn. Die trockenen Tage nehmen ebenfalls zu, die Folge sind ausgetrocknete Böden. Unter den Extremwetterphänomenen war in den letzten Jahren auch eine Zunahme von Starkregen zu beobachten.

Der Dürresommer und seine Folgen

Den Dürresommer 2018 erlebte die Landwirtschaft als „Katastrophensommer“. Die Erntestatistik verzeichnete vor allem im Norden und Osten erhebliche Rückgänge. Durch den extrem feuchten Herbst/Winter 2017 litt bereits die Ernte. Besonders hart traf es Futterbaubetriebe, die teilweise nur ein Viertel der üblichen Futtermenge erwirtschaften konnten. Nicht selten wurden Tiere vorzeitig geschlachtet oder Herden verkleinert, um die Futtersituation zu entspannen. 2019 war neben 2014 mit einer Mitteltemperatur von 10,3 °C das zweitwärmste Jahr in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Elf von zwölf Monaten waren zu warm, fünf Monate waren zu nass und sieben zu trocken. Wetterextreme wie starke Schneefälle oder Sturmtiefs mit extremen Stark- und Dauerniederschlägen erschwerten die Lage.

Sicherung der Futterversorgung

Die verschärften Wetterbedingungen der Jahre 2018/19 führten in vielen Betrieben dazu, dass die Futtervorräte schnell aufgebraucht, die Qualität zum Teil niedriger war und zunehmend Futter zugekauft werden musste. Um die Futterlücke zu schließen, wurde das Grundfutter durch Stroh und Heu sowie durch Kraftfutter ergänzt. Auch kamen vermehrt Nebenprodukte wie Rübenpressschnitzel, Kartoffelpülpe oder Biertreber zum Einsatz. Zudem kann eine Anpassung über Sorten erfolgen, die eine erhöhte Hitze- und Trockentoleranz vorweisen und den Anbau von Zwischenfrüchten, die zum Humusaufbau beitragen. Langfristig spielt die Bewirtschaftung der Böden eine zentrale Rolle für die Abmilderung von Klimaextremen und Extremwetterlagen wie Trockenheit oder Starkregen. Der gesunde Boden erfüllt vielfältige Funktionen, die für Landwirtschaft und Klima von großer Bedeutung sind. 

.Umweltwirkungen der Milcherzeugung

Zwar verursacht die Landwirtschaft mit 7 Prozent im Vergleich zu anderen Sektoren in Deutschland lange nicht die meisten Emissionen, doch verantwortet sie einen Anteil von Klimagasen mit hohem Treibhauspotenzial (CO2-Äquivalent). Dazu gehören in erster Linie Lachgas und Methan, CO2-Emissionen selbst fallen kaum ins Gewicht.

Schon heute kann die Milchviehhaltung in Deutschland hinsichtlich der Entwicklung der Treibhausgasemissionen Erfolge vorweisen, die sie im internationalen Vergleich gut dastehen lassen. Die CO2-Emissionen pro Liter erzeugter Rohmilch sind in Deutschland mit durchschnittlich 1,1 kg CO2-Äquivalent geringer als in den meisten anderen Ländern und liegen unter der Hälfte des weltweiten Schnitts. Damit sind die Grundlagen für eine nachhaltige Zukunft bereits geschaffen. Bei der Milcherzeugung gibt es unterschiedliche Treibhausgasemissionsquellen, wie zum Beispiel der Futteranbau oder die Verdauung der Kühe. Daraus ergeben sich verschiedene Stellschrauben für die Reduktion von Treibhausgasen.

.Verantwortung für die gesamte Wertschöpfungskette der Uelzena-Gruppe

Uelzena-Kunden verlangen zunehmend die Dokumentation nachhaltiger Prozesse auf allen Ebenen der Lieferkette – auch im Hinblick auf die Erreichung eigener Klimaziele. Uelzena trägt die Verantwortung für die gesamte Wertschöpfungskette. Dies betrifft alle Umweltwirkungen, die bei der Milcherzeugung, dem Transport und der Verarbeitung auf Molkereiebene anfallen. Für die Uelzena-Gruppe als „Milchverwerter“ seiner Genossenschaftsmitglieder stellt ein dauerhaft wirtschaftlicher Milchauszahlungspreis für die Milcherzeuger die oberste Priorität dar. Nur so kann eine nachhaltige Milchproduktion gewährleistet werden. Seit 2017 erfasst das Nachhaltigkeitsmodul Milch komplexe Zusammenhänge der Nachhaltigkeit (Tierwohl, Ökologie, Ökonomie und Soziales) in Milcherzeugerbetrieben und strebt die Schaffung eines branchenweiten Standards zur Nachhaltigkeitserfassung an. Uelzena engagiert sich nach der Pilotphase daher selbstverständlich auch in der Weiterführung des Projektes, da Nachhaltigkeit auch in Zukunft zur Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens beitragen wird.

Ressourcenschonende Verarbeitung

Nicht nur auf der Ebene der Milcherzeuger, sondern auch auf der Verarbeitungsebene spielt die Reduktion von Treibhausgasemissionen eine wichtige Rolle. Dazu zählen die regionale Beschaffung von Milchrohstoffen, die ressourcenschonende Verarbeitung sowie die Verwendung umweltfreundlicher Verpackungsmaterialien. Durch Investitionen in energieeffiziente Prozesse sowie umweltfreundliche Technologien und die Reduzierung des Stromverbrauchs konnte die Uelzena-Gruppe ihre Treibhausgasemissionen bezogen auf die Produktionsmenge im Vergleich zu 2012 bereits um 52 Prozent reduzieren. Neben einer Senkung der Emissionen spielen auch der sorgsame Umgang mit Wasser sowie die Reduktion von Abfall eine Rolle. Diese und viele weitere Kennzahlen dokumentiert die Uelzena-Gruppe seit 2014 transparent nach den GRI-Richtlinien in ihrem Nachhaltigkeitsbericht.

 

IM DIALOG MIT EINEM MILCHERZEUGER

 

Optionen zur Reduzierung von Treibhausgasen in der Milcherzeugung

Optimierung der Fütterung

  • Minimierung von Futterverlusten
  • Optimale Futterverwertung durch bedarfsangepasste Rationen
  • Senkung der Importe von Eiweißfuttermitteln

Düngemanagement, Lagerung und Ausbringung von Wirtschaftsdünger

  • Ausgeglichene Nährstoffbilanz 
  • Gasdichte Güllelager
  • Verwendung von Gülle in Biogasanlagen
  • Angepasste Ausbringungstechniken (bodennahe Ausbringung, schnelle Einarbeitung)

Energieeinsatz

  • Verbrauch fossiler Energieträger reduzieren
  • Nutzung erneuerbarer Energien erhöhen, zum Beispiel Windenergie, Photovoltaik, Biokraftstoff
  • Energiesparende Melktechnik

Tiergesundheit und Tierhaltung

  • Optimierung von Tierwohlmaßnahmen, die zur Steigerung der Milchleistung beitragen
  • Erhöhung der Lebensleistung